Rahnsdorfer Lebensretter sind unvergessen
Fischer von Rahnsdorf brauchen keinen AfD-Antrag
In der letzten BVV-Sitzung stand ein Antrag der AfD zur Abstimmung, in Rahnsdorf durch die Benennung zweier Straßen an die beiden Lebensretter August Herrmann und Karl Lupe erinnern. Der Ausschuss für Weiterbildung und Kultur empfahl mit deutlicher Mehrheit die Ablehnung dieses Antrags.
Ein ehrendes Gedenken haben die beiden Fischer aus Rahnsdorf ganz unzweifelhaft verdient. Noch vor 1890 begann August Herrmann bei aufziehendem Sturm mit seinem Ruderboot auf den Müggelsee zu fahren, um nach in Seenot geratenen Menschen, meistens Ausflügler, zu schauen. Um die 150 Personen sollen es gewesen sein, die von ihm geborgen wurden. Ähnliches ist von Karl Lupe zu berichten, der weit über 100 Menschen auf dem stürmischen Müggelsee das Leben gerettet hat.
Bald war klar, dass solches persönliches Engagement alleine dem Problem nicht mehr gerecht werden konnte. Deshalb wurde 1899 auch auf Anregung von August Herrmann und Karl Lupe der erste Beobachtungsturm am Müggelsee errichtet, der an Sonn- und Feiertagen und bei Sturm besetzt war.
Auf einer Gedenktafel unweit der Stele für August Herrmann ist folgendes zu lesen: „Die Arbeitsgemeinschaft Wasserrettungsdienst Berlin erinnert in Dankbarkeit an die Fischer von Rahnsdorf. Sie haben Menschen in Not geholfen. Wir fühlen uns ihnen verpflichtet.“
Das hervorragende Engagement der Rahnsdorfer Fischer wurde vielfach gewürdigt. So erhielt August Herrmann, neben vielen anderen Ehrungen, schon 1930 eine Gedenkstele auf dem Dorfanger von Rahnsdorf. Unweit davon findet man die Grabplatte von Karl Lupe, die auch ihn als Lebensretter ausweist. Das von der Künstlerin Ingeborg Hunzinger geschaffene Kunstwerk „Die böse Wolke“ komplettiert diesen Erinnerungsort. Mit ihrem Sandsteinrelief - so ein Zitat der Künstlerin – wollte sie aufmerksam machen „auf die wechselhafte Witterung über dem Müggelsee, aber auch auf die Wechselfälle des Lebens“. Im Jahr 1999, zum 100. Jahrestag des organisierten Wasserrettungsdienstes in und um Berlin, wurde das Kunstwerk eingeweiht.
Die Lebensretter von Rahnsdorf sind unvergessen und mit einem würdigen Erinnerungsort seit langem geehrt. Die Erinnerung an sie wird auf vielfältige Weise lebendig gehalten. Eine Nachhilfe der AfD braucht es da nun wirklich nicht.
Edith Karge
Bildbeschreibung: Am östlichen Ende des Dorfangers von Rahnsdorf, in der Nähe der alten Schule, ist ein Gedenkort für die Fischer von Rahnsdorf eingerichtet, die unter Einsatz ihres Lebens Menschen vor dem Ertrinken im Müggelsee bewahrten.
Dieser Artikel stammt aus dem blättchen von Dezember 2022. Die Zeitungen des Bezirksvorstandes und der Fraktion können hier runtergeladen werden.