Gysi meint ...

blättchen

Gemeinsame solidarische Anstrengung

Das Corona-Virus führt uns noch einmal vor Augen, wie sehr wir aufeinander angewiesen sind. Als Menschen, als Bürgerinnen und Bürger, als Gesellschaft. Diese globale Krisensituationen werden wir nicht bewältigen, wenn sich jeder selbst der Nächste ist, sondern nur durch gemeinsame solidarische Anstrengung.

Der Diebstahl von Gesichtsmasken und Desinfektionsmittel aus der Kinderintensivstation des Berliner Virchow-Klinikums ist ein besonders verwerflicher Auswuchs einer Haltung, die den Solidar-Gedanken über Bord geworfen hat. Die Hamsterkäufe zeigen, wie wenig Vertrauen in Politik und Wirtschaft besteht.

Zugrunde liegt dem eine Denkweise, die der Neoliberalismus in den letzten 30 Jahren zur obersten Maxime der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung erhoben hat: alles muss sich rechnen, alles muss be- und verwertbar sein. Gesundheit ist keine Ware. Krankenhäuser müssen sich nicht rechnen, sondern vornehmlich Menschen gesund machen. In den letzten Jahrzehnten wurden tausende Krankenhausbetten abgebaut. Pflegekräfte sind nach wie vor deutlich zu schlecht bezahlt und fehlen zu Zehntausenden in Krankenhäusern und Pflegeheimen. Über das aktuelle Krisenmanagement hinaus muss die Politik in Bund und Ländern erkennen, dass Gesundheit und Pflege ein Dienst am Menschen sind. Der Markt wird es nicht richten: Dafür braucht es einen gut funktionierenden, zukunftsfähig investierenden und ausreichend finanzierten Staat mit einer herausragenden medizinischen Forschung.

Das gilt auch für die unbürokratische Unterstützung gerade jener Branchen, die nun besonders darunter leiden, dass Messen, Reisen, Veranstaltungen abgesagt werden, um die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen. Das Netz muss diesmal auch für kleine und mittlere Selbständige gespannt werden.