Bürgermedaille geht zurecht an Hans Erxleben

Ich habe Hans Erxleben für die Bürgermedaille vorgeschlagen. Er engagiert sich seit vielen Jahren für ein demokratisches und offenes Gemeinwesen und den Kampf gegen Rechtsextremismus in seinem Ortsteil Adlershof, im Bezirk Treptow-Köpenick und darüber hinaus. Als Vorsitzender des Adlershofer Bürgervereins Cöllnische Heide bringt er sich aktiv in das zivilgesellschaftliche Leben in Adlershof, etwa bei der Vorbereitung des jährlichen Herbstfestes, ein.

Er war über Jahre Sprecher des Bündnisses für Demokratie und Toleranz und Vorsitzender des ersten Integrationsausschusses in der Bezirksverordnetenversammlung. Hans Erxleben hat sich in diesen Funktionen etwa für das jährlich stattfindende Fest für Demokratie in Schöneweide und für eine aktive Willkommenskultur gegenüber Geflüchteten eingesetzt. Er war Anmelder zahlreicher Demonstrationen und Kundgebungen, die sich gegen rechtsextreme Aufmärsche und Treffpunkte richteten. Dass die Situation in Schöneweide sich erkennbar verbessert hat, Rechtsextreme dort heute weniger präsent, das Lokal „Zum Henker“ und der Szeneladen „Hexogen“ schließen mussten, ist somit auch dem unermüdlichen Wirken von Hans Erxleben zu zuschreiben.

Für sein Engagement hat er einen hohen Preis bezahlt. Er wurde beschimpft, bedroht, es gab Anschläge auf sein Haus und sein Auto. In der Folge musste er unter Polizeischutz gestellt werden. Hans Erxleben hat deshalb nicht aufgegeben. Im Gegenteil war es ihm Ansporn, erst recht weiterzumachen. 

Hans Erxleben sprüht vor Energie bis an seine gesundheitliche Belastungsgrenze. Hat seine Ecken und Kanten, schießt mal übers Ziel hinaus und geht offen mit seiner Biographie und mit Fehlern um. Das disqualifiziert ihn nicht, sondern ehrt ihn auf besondere Weise.

Aus seiner Mitarbeit im Ministerium für Staatssicherheit hat er keinen Hehl gemacht. Er hat sich in seiner Tätigkeit für den Auslandsgeheimdienst HVA auch kein Fehlverhalten zu Schulden kommen lassen, das einem Wirken innerhalb und für ein demokratisches Gemeinwesen entgegensteht. Auch von dem System MfS hat er sich deutlich und für mich glaubhaft distanziert. Der erste Integrationsausschusses hat ihn einstimmig 2012 zu seinem Vorsitzenden gewählt und vom Bündnis für Demokratie und Toleranz wurde er zu dessen Sprecher gewählt. Es gab Angebote an die anderen Fraktionen, Fragen zu seiner Biografie in Gesprächen zu beantworten. Wahrgenommen hat dies lediglich die SPD. Kritik kommt nun von denjenigen, die an einer Aufarbeitung entweder nicht interessiert waren oder die sich allenfalls zurückhaltend im Bündnis für Demokratie und Toleranz engagieren.

Nach Ausscheiden aus der Bezirksverordnetenversammlung ist der richtige Zeitpunkt gekommen, Hans Erxleben zu würdigen und ihm persönlich im Namen des Bezirks Dank und Anerkennung in Form der Bürgermedaille auszusprechen. Gerade auch weil er eine streitbare Person ist.

Philipp Wohlfeil