Gysi meint: Ein ehrenwerter Beitrag zur Gesellschaft

Treptow-Köpenick

Im Sommer wurde das Thema zur Wehr- und Dienstpflicht stark diskutiert, auch wenn die Bundesregierung bereits erklärt hat, dass sie nicht zurück zur Wehrpflicht will. Mich beschäftigt vor allem, warum diese gefordert wurde. Eine zentrale Aussage der CDU-Generalsekretärin war, dass man dann einen ehrenwerten Beitrag zur Gesellschaft leiste.

Wenn man sich also hinters Gewehr stellt und in den Krieg zieht, hat man angeblich etwas Ehrenwertes getan. Auf so einen Gedanken muss man im Umfeld des Weltfriedenstages erstmal kommen. Vielleicht verteidigt man auch Menschen, vor allem muss man sie auch töten. Und wurde die Bundesrepublik wirklich verteidigt, als sie sich am Afghanistankrieg beteiligte? Es ist daher nichts Falsches dran, wenn man nicht in den Krieg ziehen will, im Gegenteil.

Außerdem: Wenn der Wehrdienst etwas besonders Ehrenhaftes oder Wertvolles sein soll, wie sieht es dann mit „normaler“ Arbeit aus? Wenn jemand in einem Laden Regale einräumt oder auf der Baustelle Rohre verlegt, ist es nichts Wertvolles, kein Beitrag zur Gesellschaft? Die Werteordnung der CDU-Generalsekretärin stimmt nicht. Sie bringt Arbeit Geringschätzung entgegen und damit auch denen, die sie machen: Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern. Aber Annegret Kramp-­Kar­renbauer sprach sich nicht nur für die Wehrpflicht aus, sondern auch für einen verpflichtenden Pflegedienst, da dieser stark unterbesetzt ist. Man kompensiert die Defizite in diesem Bereich aber nicht dadurch, viele Jugendliche zum Zwangsdienst abzukommandieren. Das fördert gewiss keine Motivation und bessert die Lage schon deshalb nicht. Stattdessen sollte man endlich die Löhne von Pflegekräften deutlich erhöhen, da ­diese wirklich einen der physisch und psychisch anstrengendsten Berufe ausüben. Dadurch kommt deutlich mehr Personal, das benötigt wird.

Erschienen im Blättchen (September 2018)