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Treptow-Köpenick

Ausbeutung stoppen

Die Zustände in den Fleisch-Konzernen sind nicht erst seit den Corona-Ausbrüchen skandalös. Weder Arbeitnehmerrechte noch das Tierwohl haben in diesen auf Maximalprofit getrimmten Unternehmen eine Chance. Das Virus hatte es leicht, weil die Werkverträge den Beschäftigten kaum Möglichkeiten ließen, auf die nötigen Abstands- und Hygieneregeln zu achten. Selbst Beschäftigte mit Krankheitssymptomen wurden an die Zerlegebänder geschickt.

Diese Lohnsklaverei, bei denen die Betroffenen für 200 und mehr Stunden schwere Arbeit im Monat kaum mehr als 1.500 Euro netto bekamen, muss unverzüglich beendet werden. Nichts kann eine solche Ausbeutung rechtfertigen. Clemens Tönnies ist auf diese Weise Milliardär geworden und hat sich bei der CDU durch großzügige Spenden „bedankt“. Um die Zustände in der Fleischindustrie zu ändern, muss der Staat endlich seine eigenen Gesetze durchsetzen und Fehlregelungen korrigieren. Dass Tönnies nun flugs 15 Firmen gründet, die weniger als 50 Werkvertragsarbeiter beschäftigen, weil das Verbot solcher Verträge für Firmen mit mehr als 50 Beschäftigten angekündigt ist, zeigt wie wichtig die generelle Abschaffung von Werkverträgen und Leiharbeit ist. Es geht um vernünftige Arbeits- und Lebensbedingungen, deren Einhaltung künftig viel schärfer kontrolliert werden muss. Tönnies und Co. machten dann wohl weniger Profit. Daran gingen sie nicht zugrunde, aber andere lebten menschenwürdiger.

Wer jetzt schnell nach einer Preiserhöhung für Fleisch und Fleischprodukte ruft, macht es sich zu einfach. Nicht nur, weil sozial Benachteiligten deren Konsum tendenziell unmöglich gemacht werden würde. Sondern vor allem, weil in der Fleischindustrie ohne bessere Arbeitsbedingungen letztlich alles beim Alten bliebe. Das aber kann man sich, wie Corona zeigt, schlicht nicht mehr leisten.