Der große Wurf ist sein Ziel

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Treptow-Köpenick

Anlage in Köpenick muss modernisiert werden

„Gut Holz“ lautet das Motto von Klaus Barth aus Schöneweide. Er ist Präsident der Ninepin Bowling Classic in der World Ninepin Bowling Association. Was Laien nicht wissen können: Hinter dem Anglizismus im Verbandsnamen verbirgt sich der beliebte Kegelsport, der eine Kulturgeschichte hat, die bis in die Antike zurückgeht. Bis 1990 gab es hierzulande in Ost und West 200.000 Aktive – heute sind es 80.000 Sportler.

Herr Barth, das Kegelspiel ist eine der ältesten Sportarten der Welt. Worin liegt der Reiz des klassischen Kegelns?

Das Classic-Kegeln ist sportlich hoch anspruchsvoll: 350 Kilogramm werden in 50 Minuten bewegt. Im 120-Wurf-Wettbewerb werden Kondition, Koordination und Konzentration kombiniert. Die 2,9-Kilogramm-Kugel wird auf bis zu 50 km/h beschleunigt. Der Kegler muss nach wenigen Schritten in der Kniebeuge abstoppen.

Wie sind Sie zu dem Kegelsport gekommen und auf welche sportlichen Aktivitäten konzentrieren Sie sich?

Mit 16 kam ich über den Betriebssport meiner Eltern in Köthen zum Kegeln. Zehn Jahre später begann ich mit dem Wettkampfsport in Strausberg. In Berlin bin ich seit 1981 aktiv – zurzeit als Spieler und Leiter der 2. Mannschaft des KSC Rot Weiss Berliner Bär in der Berlinliga. Im Einzel trete ich auch international an: Im Februar in Finspang bei den Swedish Open. In Varazdin/Kroatien qualifizierte ich mich als Dritter für die Europameisterschaft Ü60. Die fand im Mai in Rokycany/Tschechien statt und ich erreichte das Finale der besten Acht.

Welche Entwicklung haben Sie in den vergangenen Jahrzehnten beobachtet?

Seit Einführung der 120-Wurf-Wettkämpfe und Änderung der Wertung im Mannschaftsspiel ist eine hohe Forderung an Athletik und Nervenstärke im Kegeln eingezogen. Die Kegelanlagen und das Material haben sich ebenfalls entwickelt.

Ist das Freizeit-Bowling eine Konkurrenz?

Die 9-Kegel-Disziplinen Classic, Bohle und Schere sind anders als Bowling. Der ehemalige IOC-Präsident Samaranch hatte vor 30 Jahren treffend formuliert: Classic-Kegeln ist viel Sport und wenig Unterhaltung – Bowling ist viel Unterhaltung, aber zu wenig Sport. Nun hat sich das Classic-Kegeln mit den Reformen im Spielsystem gewaltig geändert. Jeder Wettkampf ist jetzt spannend.

Was sind die wesentlichen Unterschiede zwischen Kegeln und Bowling?

Eigentlich fast alles: Material, Wertungssysteme, Motorik. Klar, es ist die Aufgabe, mit der Kugel die Kegel zu Fall zu bringen. Aber Bowling nennt seine Kugel einen Ball. Dazu kommt die Lautstärke bei den Wettkämpfen. Der Spitzensportler darf beim Bowling durch nichts gestört werden.

Im Zeitalter der Digitalisierung wird es schwieriger, Menschen zu mobilisieren. Wie gewinnen Kegelvereine den Nachwuchs?

In ländlichen Gebieten gelingt dies über attraktive Anlagen sowie Freizeitangebote und Wettkämpfe im Verein. Je größer die Stadt, umso schwieriger ist es. Hier kommt der Nachwuchs aus Familien oder über Freunde. Der Kegelsport wird aber auch von denen entdeckt, die in ihrem Sport irgendwann „zu alt“ sind. Bei den Keglern kann man weiterhin Leistungssport betreiben.

Was wünschen Sie sich für die ­Zukunft?

Unsere Anlage in Köpenick ist vor 40 Jahren die modernste in der DDR gewesen. Jetzt habe ich Sorge, dass der Denkmalschutz auf sie aufmerksam wird. Wir sind mit der Anlage nicht mehr für die 1. Bundesliga oder für nationale Meisterschaften zugelassen. International kommen wir nur noch in den Genuss von Freundschaftsspielen. Ein Umbau wäre daher so ein Wunsch. Treptow-Köpenick hat viel in die Modernisierung seiner Sportstätten investiert. Ich hoffe, dass unser traditioneller Sport mal an die Reihe kommt und stehe da gern beratend zur Seite.

Die Fragen stellte Bernhard Brügger