Tesla den Hahn abdrehen! Über 60 Prozent gegen die Tesla-Erweiterung

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Bild: Der Elektroautobauer verfügt in Grünheide bereits über eine Fläche von 300 Hektar, auf der das Unternehmen die E-Auto-Fabrik betreibt. Rund 100 Hektar Wald sollen zusätzlich gerodet werden - Hunderte demonstrierten dagegen.


Am Sonntag, den 10.03.2024, organisierte das Bündnis „Tesla den Hahn abdrehen“ eine Demonstration in Fangschleuse (Grünheide) gegen den Ausbau der Tesla Gigafactory an der sich ca. 1200 Demonstrant:innen beteiligten.

An dem kraftvollen und friedlichen Protest von Anwohner:innen und Ange­reisten nahmen auch einige Mitglieder von Die Linke Treptow-Kö­penick teil. Während der Auftakt­­kundgebung informierten u.a. Fridays for Future Africa zum Konflikt im Kongo und stellten den Zusammenhang von Klimaschutz und Friedenssicherung heraus. Wer Menschen Wasser und andere Lebensgrundlagen entzieht, schürt Konflikte - besonders in den Regionen, in denen lebenswichtige Ressourcen ohnehin knapp sind. Auch bei der Abschlusskundgebung wurde mit Beiträgen aus Frankreich, wo ähnliche Proteste bereits Erfolge verzeichnen konnten, und Musikbeiträgen ein starkes Zeichen gegen den Ausbau gesetzt. Einige Wochen zuvor wurde eine Bürger:innenbefragung durchgeführt, bei der sich 62,1 Prozent der Einwohnenden gegen die Tesla-Erweiterung aussprachen. Um gegen die geplante Rodung von 110 Hektar Wald vorzugehen, errichteten zudem ca. 80 Aktivist:innen im gefährdeten Wald ein Protestcamp. Sie sorgen sich vor einer drohenden Wasserknappheit in der Region im Zuge der Inbetriebnahme der geplanten Batteriefabrik. Neue behördliche Auflagen sollten den Protest delegitimieren, das Camp zur Räumung zwingen, ­obgleich der Protest bis Mitte Mai ­angemeldet wurde. Gegen die neuen Auflagen reichten die Camporganisa­tor:innen Klage ein, der stattgegeben wurde.

Der RBB veröffentlichte einen Bericht mit Angaben Teslas, dass das Wasser zur Autoproduktion recycelt werde und mit 500000 Kubikmetern pro Jahr Tesla weit unter dem Verbrauch von beispielsweise dem Kraftwerk Jänschwalde sowie einem lokalen Spargelhof oder der ansässigen Papierfabrik liege. Dass bereits ein enormer Wasserverbrauch aufgrund verschiedener Industrien in der Region vorliegt, unterstreicht die Wichtigkeit, die Ansiedlung weiterer wasserintensiver Industrien in der Region um Grünheide zu beschränken. Die Grundwasserneubildungsraten würden durch die enorme Flächenversiegelung im Rahmen der Vergrößerung der Fabrik zusätzlich reduziert, da Regenwasser nicht mehr vom Boden aufgenommen werden kann. Die Rechtfertigung Teslas und der brandenburgischen Landesregierung aus SPD, Grünen und CDU, es brauche mehr Arbeitsplätze in der Region, scheint scheinheilig, betrachtet man, dass die Arbeitsbedingungen in der Fabrik prekär sind und gewerkschaftliche Organisierung innerhalb der Fabrik versucht wurde zu verhindern.

Es bleibt daher festzustellen: Wasser ist ein Menschenrecht und kein Profitgegenstand. Das Camp in Fangschleuse zum Schutz dieses Rechtes stellt eine Form des legitimen Protests dar und Kämpfe, vom Kongo über die Wuhlheide bis nach Grünheide sind miteinander verbunden. Die Menschen in Grünheide haben das Recht, für die Erhaltung ihres Waldes zu kämpfen, ihr Wasser zu schützen und „Nein“ zum Ausbau der Gigafactory zu sagen. Für eine sozial, ökonomisch und ökologisch nachhaltige Wirtschaft muss die Bürger:innenbefragung ernst genommen und den Anwohner:innen, die dort leben und arbeiten, zugehört werden. Zudem braucht es eine nachhaltige Strategie zur Sicherung und Schaffung von Arbeitsplätzen in Brandenburg.

Frauke Haupenthal


Dieser Artikel stammt aus dem blättchen vom April 2024. Die Zeitungen des Bezirksvorstandes und der Fraktion können hier runtergeladen werden. Beide Zeitungen gibt es auch als kostenloses Abo.