Solidarisch oder gar nicht

blättchen
Treptow-Köpenick

Nicht auf Verschwörungstheorien hereinfallen

Sicher, die derzeitigen Corona-bedingten Verhältnisse verlangen von uns allen viel ab. Wer aber hätte Anfang des Jahres gedacht, dass das einmal eine streitbare politische Aussage ist: Nein, wir opfern keine Menschen. Es ist erschreckend, aber vorhersehbar, dass ausgerechnet wir LINKEN darauf aufmerksam machen müssen, dass das Recht auf Leben im Grundgesetz keine lose Idee, sondern Grundlage staatlichen und gesellschaftlichen Handelns ist.

Wir sehen heute wieder eine Entwicklung, die uns aus der humanitären Antwort auf die Geflüchtetenfrage 2015 bekannt vorkommt: Ein zu Beginn höchst solidarisches Projekt wird von einer unheimlichen Allianz von Konservativen, „Liberalen“ und neuer Rechten gespalten. Das Sagbare wird nach rechts verschoben. Aus „Sorge“ um das Wirtschaftssystem wird ganz schnell pure Menschenfeindlichkeit. Die Frage, ob und wie Menschenleben gegen Wirtschaftskraft aufgewogen werden können, ist eine traurige, aber in sich folgerichtige Entwicklung des neoliberalen Denkens: Konkurrenz oder nichts.

Auf die Spitze getrieben wird dieses Denken aber vom Grünen Boris Palmer, der ernsthaft erklärte, wir würden Menschen retten, die in einem halben Jahr sowieso sterben würden. Zudem meinte Wolfgang Kubicki von der FDP kürzlich, dass die, die Angst hätten, doch zu Hause bleiben sollen. Es sind Äußerungen, die uns einigermaßen sprachlos zurücklassen, aber alle ein Muster beherbergen, das uns bekannt vorkommt: Sie liegen dem Sozialdarwinismus zugrunde. Eine Theorie, die davon ausgeht, dass bestimmte soziale, wirtschaftliche und menschliche Unterschiede vorbestimmt und nicht mehr veränderbar sind. Sozialdarwinist*innen gehen also nicht von einem Menschenbild aus, indem alle Menschen gleich viel wert sind und die gleichen Rechte haben. Sie sagen, dass es eine natürliche Auslese gäbe und nur der jeweils Stärkere überlebe.

Der Sozialdarwinismus ist demzufolge ein vereinigendes Element rechtsextremer und vor allem faschistischer Politik, weil es Menschen nicht als gleichwertig ansieht, sondern in einem Kampf um den Stärkeren begreift.

Dieser Idee können wir uns gar nicht laut genug entgegenstellen. Wir müssen deutlich machen: Unsere Alternative heißt Solidarität – und unsere Solidarität ist unteilbar! Wahrscheinlich selten zuvor war es so einfach, diese Solidarität zu leben: Lasst uns Abstand halten. Lasst uns Masken tragen, wo viele Menschen aufeinandertreffen. Lasst uns der Wissenschaft vertrauen. Lasst uns nicht auf Verschwörungstheorien hereinfallen. Und am allerwichtigsten: Passt aufeinander auf. Bleibt in Kontakt, ruft eure Liebsten an, wenn ihr sie nicht besuchen könnt. Solidarisch oder gar nicht - Nur zusammen kommen wir durch diese schwere Zeit!

Ronny Krüger, Nico Rohland
Linksjugend Treptow-Köpenick