Praktischer Feminismus
Kampf um Rechte von Sexarbeiter:Innen
Wenn am 8. März wieder überall Blumen an Frauen verteilt und schöne Sonntagsreden zum Frauentag und zur Emanzipation gehalten werden, wird der tatsächliche Kampf um Gleichberechtigung oft aus dem Blick verloren. Es gibt viele Bereiche, in denen Frauen noch immer mit mehr Nachteilen, mehr Diskriminierung und mit weniger Selbstbestimmung zu kämpfen haben.
Sexarbeit ist einer davon. Zu wenig anderen Themen gibt es derart schnelle und hartnäckige Standpunkte. Prostituierte werden in der öffentlichen Meinung schnell zu lästigen oder störenden Feindbildern oder alternativ zu rettenden Objekten entmündigt. Nur etwas passiert selten: dass den Betroffenen zugehört wird, mit Selbstorganisationen geredet und die eigene (sexual)Moral für einen Moment hinten angestellt wird. Stattdessen wird die Selbstbestimmung von Frauen neuerdings wieder eingeschränkt. Das Prostituiertenschutzgesetz von CDU und SPD führte 2017 eine Erlaubnispflicht, Anmeldezwang, Zwangsberatungen und den Hurenpass ein, mit vielen negativen Auswirkungen, deren Ende noch gar nicht abzusehen sind. Währenddessen liebäugelt die aktuelle SPD-Vorsitzende Saskia Esken schon mal mit dem „Schwedischen Modell", das mit der Freierbestrafung die Sexarbeiter:innen endgültig in die gefährliche Illegalität treiben wird. Gemeint sind mit diesen Gesetzen Frauen, obwohl es in der Sexarbeit alle Geschlechter gibt.
Eigentlich wäre es ganz einfach, wenn feministische Forderungen tatsächlich ernst genommen würden: „Mein Körper, meine Entscheidung!", ein Slogan, der schon Jahrzehnte alt ist, muss auch bei Sexarbeit angewendet werden, statt erwachsenen Menschen die Entscheidungskompetenz über ihre Sexualität und angebotene Dienstleistungen abzusprechen.
Neben der patriarchalen Anmaßung darf auch die rassistische Komponente nicht übersehen werden. Sexarbeit wird oft von Menschen zum Geld verdienen genutzt, die aufgrund ihres Aufenthaltsstatusses, ihrer Herkunft, ihrer Hautfarbe oder anderer ausgrenzender Merkmale kaum eine Chance auf eine andere Arbeit haben. Diese Menschen sind von den diskriminierenden Gesetzen besonders hart getroffen.
Zugehört wurde Sexarbeiter:innen und ihren Verbänden hingegen am Berliner Runden Tisch Sexarbeit. Rot-Rot-Grün will so die Lebens- und Arbeitsbedingungen von Sexarbeitenden in Berlin verbessern. Es ist ein Anfang.
Im Kampf um bessere gesetzliche Arbeitsbedingungen und Entkriminalisierung aller Aspekte ihrer Arbeit rufen Sexarbeiterinnen wie schon im Vorjahr zu einem Sex- und Arbeitsstreik und zur Teilnahme an der Demonstration am 8. März auf.