"Positiv zusammen leben. Aber sicher!"

Gemeinsame PM des BMG, der BZgA, der DAS und der DAH

Derzeit leben in Deutschland nach Schätzungen des RKI rund 70.000 Menschen mit HIV und AIDS. Carsten Schatz, Vorstandsmitglied der Deutschen AIDS-Hilfe erläuterte: „Experten schätzen, dass zwei Drittel der HIV-Infizierten in Deutschland arbeiten. Aber auch heute noch trauen sich viele von ihnen nicht, sich zu outen. Am Arbeitsplatz ist die Angst Betroffener vor Mobbing oder dem Karriereknick besonders groß. Unternehmensleitlinien für den Umgang mit HIV-Positiven wären ein Schlüssel zum respektvollen Umgang miteinander und ein Beitrag zur wirksamen Prävention von Diskriminierung und Stigmatisierung.“

 

Gemeinsame Pressemitteilung des Bundesministeriums für Gesundheit, der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, der Deutschen AIDS-Stiftung und der Deutschen AIDS-Hilfe.

(Berlin/Köln/Bonn, 28. Oktober 2011) Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr eröffnete heute in Berlin die aktuelle Kampagne zum Welt-Aids-Tag „Positiv zusammen leben. Aber sicher!“. Im Mittelpunkt stehe HIV-positive Menschen, die offen über ihre Erfahrungen mit der HIV-Infektion berichten. Mit Fragen wie „HIV-positiv und Mutter sein?“ oder „HIV-positiv und Arbeiten?“ stellen sie sich auf Plakaten sowie in einem Kino- und TV-Spot mutig der Öffentlichkeit. Ziel dieser europaweit einzigartigen nationalen Kampagne ist es, Stigmatisierung und Diskriminierung abzubauen und HIV/AIDS innerhalb unserer Gesellschaft zum Thema zu machen. Es ist eine gemeinsame Kampagne des Bundesministeriums für Gesundheit, der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, der Deutschen AIDS-Hilfe und der Deutschen AIDS-Stiftung.

„Eine wesentliche Voraussetzung für erfolgreiche Aidsprävention war und ist ein offener und diskriminierungsfreier Umgang mit HIV-infizierten und an AIDS erkrankten Menschen. Auch deshalb hat Deutschland eine der niedrigsten Neuinfektionsraten Europas. Sie wird auf rund 3.000 Neuinfektionen geschätzt “, erklärte Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr anlässlich des Kampagnenstarts. „Mit der Kampagne wollen wir noch immer vorhandene Ängste abbauen. Wichtig ist, dass wir die Menschen weiterhin gut über die Infektion, Übertragungswege und Schutzmöglichkeiten informieren. Denn wer gut informiert ist, kann Gefahren realistisch einschätzen und neigt nicht dazu, Menschen wegen irrationaler Ängste auszugrenzen. Jeder und jede von uns kann etwas tun, um Diskriminierungen abzubauen und Solidarität zu zeigen. Zum Beispiel, indem man als Botschafter für diese Kampagne wirbt, die rote Schleife trägt oder sich ehrenamtlich engagiert. Nicht nur am 1. Dezember, sondern an jedem Tag im Jahr.“

„Der Umgang mit Betroffenen ist in Deutschland auch heute noch längst nicht immer ‚normal’. Zwar hat sich seit Beginn der Aidsaufklärung ein gesellschaftliches Klima gegen Stigmatisierung und Diskriminierung etabliert. Aber immer noch erfahren von HIV betroffene Menschen in ihrem Alltag Diskriminierung und sprechen aus Angst davor nicht über ihre Infektion“, betonte
Prof. Dr. Elisabeth Pott, Direktorin der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. „Mit unserer Kampagne wollen wir Offenheit und Solidarität in der Gesellschaft fördern und Betroffenen Mut machen, ihre Infektion zu thematisieren. Ganz herzlich danke ich daher unseren Botschafterinnen und Botschaftern, die eindrucksvoll von ihren alltäglichen Erfahrungen berichten und so dazu beitragen, dass die Menschen in Deutschland verantwortungsvoll mit dem Thema HIV/AIDS umgehen.“

Derzeit leben in Deutschland nach Schätzungen des RKI rund 70.000 Menschen mit HIV und AIDS. Carsten Schatz, Vorstandsmitglied der Deutschen AIDS-Hilfe erläuterte: „Experten schätzen, dass zwei Drittel der HIV-Infizierten in Deutschland arbeiten. Aber auch heute noch trauen sich viele von ihnen nicht, sich zu outen. Am Arbeitsplatz ist die Angst Betroffener vor Mobbing oder dem Karriereknick besonders groß. Unternehmensleitlinien für den Umgang mit HIV-Positiven wären ein Schlüssel zum respektvollen Umgang miteinander und ein Beitrag zur wirksamen Prävention von Diskriminierung und Stigmatisierung.“

Die Deutsche AIDS-Stiftung macht darauf aufmerksam, dass insbesondere junge Menschen mit HIV, die sich ihr Leben gerade erst aufbauen, Unterstützung aus ihrem sozialen Umfeld benötigen. „Ihnen fällt es besonders schwer, mit anderen über ihre Infektion oder Krankheit zu sprechen“, sagte Dr. Ulrich Heide, Geschäftsführender Vorstand der Deutschen AIDS-Stiftung. „Noch problematischer wird es, wenn eine HIV-Infektion darüber hinaus zu materieller Bedürftigkeit führt. Das passiert schnell, wenn betroffene Menschen nicht mehr arbeiten können und nur kleine Renten erhalten.“ Die Deutsche AIDS-Stiftung hilft jährlich mehr als 3.000 infizierten und aidskranken Menschen in Deutschland in akuten Notlagen oder mit Hilfsprojekten.

Die Kampagne „Positiv zusammen leben. Aber sicher!“ startet am 28. Oktober. Sie wird vom Verband der Privaten Krankenversicherung e.V. und dem Fachverband Außenwerbung unterstützt. Auf www.welt-aids-tag.deberichten die insgesamt zwölf Botschafterinnen und Botschafter der Kampagne von ihren Erfahrungen im Familien- und Freundeskreis und in der Arbeitswelt, über HIV und die Behand­lung, über Ausgrenz­ung, aber auch über Solidarität und Unter­stützung. Alle Interessierten sind eingeladen, auf dem Kampagnenportal ihre Meinung zu sagen, mitzudiskutieren und sich über HIV/AIDS zu informieren.

Auf 25.000 Plakaten, in Flyern und auf Postkarten werben die Botschafterinnen und Botschafter außerdem für Akzeptanz und gegen Stigmatisierung und Diskriminierung. Sie werden bis zum Welt-Aids-Tag am 1. Dezember und darüber hinaus bei Veranstaltungen zum Thema HIV und AIDS präsent sein.