Neues Bürgerzentrum

Bürgerverein zog in die Wassersportallee

Auf eine lange erfolgreiche Arbeit blickt der Bürgerverein Grünau als Betreiber des bisherigen Bürgerhauses in der Regattastraße 141 zurück. Dann kam die Kündigung des Mietvertrages. Hintergrund: Der Eigentümer wollte vom Bezirk als Hauptmieter Renovierungs- und Schönheitsreparaturkosten in sechsstelliger Höhe. Darüber gab es keine Einigung, und so folgte die Kündigung. Jetzt fand der schnelle Umzug in die Wassersportallee 34 (W34) statt. Für das blättchen sprach Edith Karge mit Minka Dott, der Vorsitzenden des Bürgervereins.

blättchen: Frau Dott, Sie sind seit vielen Jahren Vorsitzende des Bürgervereins Grünau e.V., dem Betreiber des Bürgerhauses Grünau.

Minka Dott: Ja, seit 2007. Fast zwölf Jahre sind das jetzt! Ich kann das selbst kaum glauben.

bl: Vermutlich war kein einziges davon langweilig ...

M.D.: Wirklich nicht. Aber die Erfahrungen dieser Jahre haben zu einem guten Teil dazu beigetragen, dass wir nach den letzten turbulenten Monaten, in denen es um die Existenz der Einrichtung Bürgerhaus Grünau ging, heute relativ entspannt hier in unseren neuen Räumen sitzen und dieses Gespräch führen.

bl: Seit November vergangenen Jahres war klar, dass das Bürgerhaus mit seinen gesamten Angeboten bis zum Jahresende aus ihrem langjährigen Domizil in der Regattastraße ausziehen muss.

M.D.: Es war allen Beteiligten, auch dem Bezirksamt, schon länger klar, dass eine andere Lösung für das Bürgerhaus gefunden werden musste. Deshalb gibt es den Plan, Räume in der derzeit in Rekonstruktion befindlichen Regattatribüne bereit zu stellen. Nur, die Bauarbeiten dort werden noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Das dauert dem Eigentümer, Herrn Bischoff, wohl zu lange und es gab schon seit Längerem ein unangenehmes Hin und Her. Er will mit seiner Immobilie mehr Mieteinnahmen erzielen. Mit dem Bürgerhaus-Konzept eines soziokulturellen Zentrums, das hauptsächlich vielfältige, niederschwellige und niedrigpreisige Angebote für alle Bevölkerungs- und Altersgruppen realisiert, ist das nicht zu machen. Obwohl sich das Bezirksamt, die BVV und besonders der Kulturausschuss sehr für uns eingesetzt haben, setzte Herr Bischoff nun die Kündigung durch.

bl: ... die ja schon eine ganze Zeit angedroht war.

M.D.: Trotzdem herrschte erst mal Rat- und Sprachlosigkeit. Aber dann haben wir uns gesagt, dass wir die Nutzer unseres Hauses – im vergangenen Jahr hatten wir weit über 17.500 Gäste – nicht einfach im Regen stehen lassen können, nur weil einem Eigentümer die Rendite seiner Immobilie nicht hoch genug war. Also haben wir uns selbst auf den Weg gemacht. Mit der alten Apotheke, nur wenig vom alten Standort entfernt, sind wir fündig geworden. Die zur Verfügung stehenden Räumlichkeiten sind zwar kleiner als im alten Objekt, aber wir haben für alle Angebote, für die wir keinen Platz im Hause haben, in unmittelbarer Nähe Möglichkeiten gefunden. Dabei kam uns unser Netzwerk, das wir in den vergangenen Jahren vor allem im Ortsteil selbst aufgebaut hatten, zu Gute.

bl: Die vorgesehenen Veranstaltungen fanden planmäßig bis kurz vor Weihnachten im alten Objekt statt. Eingedenk der Feiertage um den Jahreswechsel war ja kaum Zeit, den Umzug zu organisieren. Wie haben sie es dennoch geschafft?

M.D.: Am 5. Januar fand der Umzug statt. Es ist der einem unglaublichen persönlichen Einsatz sowohl der Vereinsmitglieder aber auch der Verantwortlichen des Bezirksamtes zu danken, dass der Umzug in so kurzer Zeit organisiert werden konnte und letztlich auch relativ reibungslos verlaufen ist. Bereits am 17. Januar fand die erste Buchlesung statt, das erste Konzert zwei Tage später. Das war der gelungene Start, im Februar geht es vielfältig weiter. Wir haben den Ehrgeiz, unser Programm so schnell wie möglich in gewohntem Umfang anzubieten und auch neue Ideen aufzunehmen, unsere Zirkelausstellung kommt wieder an die Wände, weitere Kunstausstellungen sind in Vorbereitung. Auch unser Café-Betrieb wird wieder anlaufen.

Und eine kleine Änderung wird es geben: Unsere Einrichtung wird sich den neuen Namen „Bürgerzentrum“ geben. Wir gehen damit einem weiteren Streit mit Herrn Bischoff aus dem Weg, der den Namen „Bürgerhaus“ für seine Immobilie beansprucht. Mal sehen, was er da so für die Bürger tun wird.

bl: Was ist denn so ein Highlight des „Bürgerzentrums Grünau“ im Februar?

M.D.: Wenn ich schon eine Veranstaltung herausgreifen soll: Am 14. Februar um 19.00 Uhr gibt es einen Vortrag von Dr. Florian Osburg über die nach einem Entwurf des Bauhausarchitekten Bruno Taut errichtete „Tuschkastensiedlung“ Bohnsdorf, die ja 2008 in die UNESCO-Liste des Weltkulturerbes aufgenommen wurde.