Gesellschaftshaus wird wieder aufgebaut

Aus dem Rathaus
Treptow-Köpenick

Polizei vermutet Brandstiftung

Am 16.07.2019 brach in den frühen Mor­genstunden ein Brand in der ehemaligen Ausflugsgaststätte Gesellschaftshaus in Grünau, Regattastraße aus, dem Teile des denkmalgeschützten Objekts zum Opfer fielen. Das ehemalige Ausflugslokal Riviera mit dem denkmalgeschützten Saal und der Saalanbau am Gesellschaftshaus sowie dessen umlaufende Veranda sind vom Feuer nicht betroffen. Nach Angaben der Polizei besteht der Verdacht der Brandstiftung.

Erst am 06.02.2019 hatte das Bezirksamt Treptow-Köpenick eine Baugenehmigung für den Umbau des Gesellschaftshauses in eine Seniorenresidenz erteilt, wobei das historische Gebäude in seiner stadtbildprägenden Kubatur und mit seinen wesentlichen Ausstattungselementen erhalten bleiben sollte.

Die Gaststätte Riviera wurde um 1895 als ein besonders reich ausgestattetes Lokal mit Saalbau errichtet, das gehobenen Ansprüchen des geselligen Zusammenseins genügte. Es ist damit ein historisches Zeugnis für eine Blütezeit Grünaus, das sich zu einem selbstbewussten und bevorzugten Vorort Berlins entwickelt hatte.

Das Gesellschaftshaus Grünau besteht aus zwei parallel angeordneten Ziegelbauten am Spreeufer, neben der Gaststätte Riviera. Wie diese belegen sie als Gebäude und mit ihrem umfangreichen Raumprogramm einen wesentlichen Aspekt des öffent­lichen Lebens in der Epoche des ­Wil­helminismus. In einer Zeit wirtschaftlicher Prosperität gewann der Aus­flugsverkehr und die gehobene Gastronomie ­be­sondere Bedeutung für das öffentliche ­Leben als Ort gesellschaftlicher Zusammenkünfte.

Das umfangreiche Raumprogramm bot einen Rahmen für unterschiedliche Ansprüche und Veranstaltungen. Die Ausstattung der Säle und Zimmer erfolgte in einer für die Bauzeit reichen und künstlerisch anspruchsvollen Weise mit Stuck und Gemälden.

Der stellvertretende Bezirksbürgermeister Gernot Klemm und Bezirksstadtrat Rainer Hölmer haben sich vor Ort selbst ein Bild von der Situation gemacht.

Klemms erste Reaktion: „Die denkmalgeschützte Substanz scheint nur zum Teil betroffen zu sein, so dass sich die geplanten Bauarbeiten hoffentlich nicht allzu lange verzögern.“

Auch die Untere Denkmalschutzbehörde war am Vormittag vor Ort, um mit dem Eigentümer, dessen Statiker und der Feuerwehr einen ersten Eindruck von der Situation zu gewinnen.

Inzwischen hat die Untere Denkmalschutzbehörde des Bezirks Treptow-Köpenick am 23.07.2019 die denkmalrechtliche Genehmigung für den Rückbau von Teilen des Gesellschaftshauses im Einvernehmen mit dem Landesdenkmal­amt erteilt. Der Teilrückbau ist zur Gefahrenabwehr und zur Vermeidung eines unkontrollierten Einsturzes der ver­bliebenen Gebäudeteile unvermeidlich.

Betroffen sind folgende Gebäudeteile:

  • die straßen- und innenhofseitige Fassade des Gesellschaftshauses unter ­Erhalt der Bausubstanz bis zur Fensterbrüstungshöhe des ersten Obergeschosses,
  • die Fassade an der Giebelseite Ost nur im Bereich des Dachgeschosses unter Erhalt, durch entsprechende Sicherung, der Klinkerwand im Obergeschoss und Teilerhalt der Klinkerwand im Dachgeschoss,
  • die Fassade an der Giebelseite West unter Erhalt der Bausubstanz bis zur Fensterbrüstung des ersten Obergeschosses sowie
  • ein vorsichtiger Rückbau der durch den Brand zerstörten konstruktiven Bauteile im Inneren des Gebäudes.

Die Bauherren haben den Wiederaufbau bereits mit den Antragsunterlagen zu­gesichert.

Die denkmalrechtliche Genehmigung erging dementsprechend mit der Auflage, dass die rückgebauten Bauteile im Zuge der Bauausführung gemäß den Plänen der im Februar erteilten Baugenehmigung wiederherzustellen sind.

Entschieden werden muss dann noch, ob die Fassaden entsprechend dem letzten oder dem belegten historischen Erscheinungsbild wiederhergestellt werden.

KaFo


Dieser Artikel erschien zuerst in Aus dem Rathaus vom 08.08..2019

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