Berlin schafft die Hauptschule ab

Seit Beginn des gegenwärtigen Schuljahres geisterten immer wieder Meldungen aus der Senatsschulverwaltung über die Zukunft des Schulsystems durch die Medien, die im Kern von einer Zweigliedrigkeit aus Gymnasium und einer weiteren Oberschule kündeten.

Am 13. Februar hat Schulsenator Jürgen Zöllner das Abgeordnetenhaus über seine Absichten unterrichtet. Seine Zielstellung sei die Verbesserung des schulischen Lernens und der Abbau des starken Zusammenhangs zwischen sozialer Herkunft und schulischen Erfolgen. Neben dem Gymnasium soll es künftig die Sekundarschule geben, in der die bisherigen Haupt-, Real- und Gesamtschulen aufgehen. Diese Sekundarschule fasst die Bildungsgänge zusammen und führt als Ganztagsschule zu allen Abschlüssen, also auch dem Abitur.

Für die Schulentwicklung in Treptow-Köpenick wird die besondere Situation als großflächiger Bezirk relevant. Die künftigen Sekundarschulen sollen nämlich nach dem vorliegenden Vorschlag regelmäßig vier Klassen pro Jahrgang aufnehmen, also vierzügig arbeiten. Einerseits ist es finanziell sinnvoll, weniger Schulstandorte aber dafür größere zu unterhalten. Andererseits ist es aber auch pädagogisch geboten, da erst ab einer hinreichenden Anzahl von Schülerinnen und Schülern ein differenziertes Kursangebot und ein fachgerechter Vertretungsunterricht möglich ist. Bei vergleichsweise vielen kleinen regional verteilten Standorten, so beträgt die Kapazität bei den Realschulen im Bezirk derzeit 3,5 Züge, ist daher mit einem Verändungsbedarf zu rechnen, wenn die Vierzügigkeit als Mindestgröße Gesetz wird.

Zugegeben, die Abschaffung der Hauptschule, wird in Treptow-Köpenick nicht sehr ins Gewicht fallen. Nachdem die Grünauer Oberschule An der Dahme als verbundene Haupt- und Realschule arbeitet, ist mit der Amelia-Earhart-Schule in Baumschulenweg nur noch eine originäre Hauptschule übrig. Und auch deren Anmeldungen sind gering. Tatsächlich haben die Eltern und die Schülerinnen und Schüler über die Zukunft dieser Schulform mit den Füßen abgestimmt.

Maßgeblich für die Positionierung der Linken auf einem Landesparteitag Ende März wird die Zukunft der Gemeinschaftsschule sein. Laut Zöllner sollen Elemente der Gemeinschaftsschule in andere Schulformen übertragen werden können und das Modellprojekt selbst fortgesetzt und ausgeweitet werden, so dass sich weitere Schulen dafür bewerben können. Angesichts der Anmeldungen für das kommende Schuljahr scheint diese Schulform im Bezirk angenommen zu werden. Besonders erfolgreich ist demnach die Anna-Seghers-Schule in Adlershof.

Philipp Wohlfeil