Alt-Treptow überraschend autofreundlich

Fraktion DIE LINKE

Im Auftrag der Fraktion DIE LINKE befragte die hopp Marktforschung die Bevölkerung in Alt-Treptow zu Verkehrs- und Stadtentwicklungsthemen. Das entstandene Meinungsbild will die Fraktion bei Entscheidungen in der Bezirksverordnetenversammlung einfließen lassen.

Laut dieser Umfrage sind die Einwohnerinnen und Einwohner gespalten bei der Frage, ob eine Parkraumbewirtschaftung eingeführt werden sollte. Es gibt zwar eine knappe Mehrheit (48 zu 46 Prozent) dagegen, diese liegt aber innerhalb der Fehlertoleranz. Anders als in anderen Innenstadtbereichen gibt es derzeit also keine klare Mehrheit für oder gegen das kostenpflichtige Parken. In Friedrichshain etwa hatten sich Anwohnerinnen und Anwohner nicht nur für eine Ausdehnung der Bewirtschaftungszonen eingesetzt, sondern auf Versammlungen auch eine Verlängerung der kostenpflichtigen Zeiten verlangt.

Die Reduzierung von Abstellplätzen für PKW wird dagegen im Ortsteil mehrheitlich (68 Prozent) negativ aufgefasst, insbesondere bei Personen denen ein Auto im Haushalt zur Verfügung steht. Eine Neuaufteilung des Straßenlandes zu Gunsten von zu Fuß gehenden und Radfahrenden wird in Alt-Treptow kritisch gesehen. Anders sehen dies erwartungsgemäß Personen aus Haushalten ohne Fahrzeug.

Eine deutliche Mehrheit befürwortet hingegen den Weiterbau der A100. Nach Fertigstellung des 16. Bauabschnittes wird die Autobahn am Treptower Park enden und nach dem Willen der Koalitionsparteien in Berlin auch nicht weitergeplant. Dadurch ist eine Mehrbelastung des Ortsteils durch den ab- und zufließenden Verkehr und Staus auf der Elsenbrücke zu befürchten.

Ebenfalls mit deutlicher Mehrheit wird der vom Investor geplante Bau eines Hotels anstelle des CineStar Kinos an der Elsenstraße abgelehnt. Insbesondere junge Menschen unter 40 sehen dies kritisch. Da Wohnbebauung an dieser Stelle nicht zulässig ist, wird die Bezirkspolitik die Frage nach Alternativen abwägen müssen.

Dazu erklärt Philipp Wohlfeil, Fraktionsvorsitzender:

Auch wenn eine Parkraumbewirtschaftung umstritten ist, lehnen auch Autofahrende diese nicht mit überwältigender Mehrheit ab. Sollte Parken im angrenzenden Neukölln kostenpflichtig werden, würden der Suchverkehr und der Parkdruck Alt-Treptow ohne Parkraumbewirtschaftung mindestens in den unmittelbar angrenzenden Straßenzügen schwer belasten.

Bedauerlich finde ich, dass eine Neuaufteilung des Straßenraumes zugunsten von Zu Fuß Gehenden und Radfahrenden abgelehnt wird. In einem Ortsteil, der mehr als andere im Bezirk von jungen urbanen Menschen geprägt ist, hätte ich angenommen, dass es dafür eine größere Aufgeschlossenheit gibt. Nach meiner Überzeugung ist der Anteil des Stadtraums, der für Autos zur Verfügung steht zu groß.

An sich würde ich mir wünschen, dass mit dem Kino ein kulturelles Angebot erhalten bleiben könnte. Das Ambiente und das Programm müssten aber ganz offenbar attraktiver werden. Ob ein Hotel dort künftig noch benötigt wird, muss daran gemessen werden, wie nachhaltig die Corona-Krise die Tourismusbranche verändern wird. Aber ich ziehe die Unterbringung in Hotels der in Ferienwohnungen vor.“

André Schubert, Sprecher für Verkehrspolitik der Fraktion, erklärt:

Die Umfrageergebnisse machen deutlich, dass ein großer Teil der Menschen in Alt- Treptow die Folgen der Eröffnung des neuen Autobahnabschnitts fürchtet. Wenn es dabei bleibt, dass der Weiterbau der Autobahn in Richtung Frankfurter Allee nicht vollzogen wird, dann müssen dringend Maßnahmen getroffen werden, um Alt-Treptow vor dem zu erwartenden Verkehrskollaps zu bewahren.“

 

Hintergrunddaten zur Umfrage:

Die Fragebögen wurden an 4.723 Haushalte im Ortsteil Alt-Treptow ausgeliefert.

831 Personen haben per Post oder online teilgenommen.

Die Umfrage ist nach Alter und Geschlecht gewichtet und hier repräsentativ.

Die statistische Fehlertoleranz liegt bei ± 3,3 Prozentpunkten

Aufgrund unterschiedlicher Teilnahmebereitschaft kann es zu Verzerrungen kommen (z. B. PKW-Besitz, Bildung). So gaben 66% der Teilnehmenden an, ein oder mehrere Autos im Haushalt zu haben. Im repräsentativen Städtevergleich der Technischen Universität Dresden 2018 liegt der Mittelwert für Berlin bei 54,5% (SrV 2018, TU Dresden, Seite 49)

tu-dresden.de/bu/verkehr/ivs/srv/ressourcen/dateien/SrV2018_Staedtevergleich.pdf

 

Dateien:

Grafische Auswertung: https://www.linksfraktion-treptow-koepenick.de/fileadmin/tk/download/Umfrage_Alt-Treptow/hM_1057_-_Bevoelkerungsbefragung_-_Charts_-_21-04-2020-1.pdf

 

Zahlenteil: https://www.linksfraktion-treptow-koepenick.de/fileadmin/download/Umfrage_Alt-Treptow/hM_1057_-_DIE_LINKE_-_Bevoelkerungsbefragung_-_gewichtet.xls

 

 

 

 

Ansprechpartner:

Philipp Wohlfeil
Fraktionsvorsitzender
wohlfeil@linksfraktion-tk.de
 

Ansprechpartner:

André Schubert
Sprecher für Verkehrspolitik
schubert@linksfraktion-tk.de