Aus für Levi-Strauss-Realschule

Schulstadtrat Dirk Retzlaff (SPD) hat im Ausschuss für Schulentwicklung der Bezirksverordnetenversammlung seine Absichten zur Entwicklung der Schulstandorte vorgelegt. Nachdem seine Vorgängerin Eva Mendl (DIE LINKE) die Schullandschaft auch gegen den Widerstand von Retzlaff selbst den tatsächlichen Schülerinnen- und Schülerzahlen angepasst und damit Fehlannahmen und Versäumnisse aus den neunziger Jahren korrigiert hatte, sieht die Fortschreibung der Planung, auch wenn noch einige Überkapazitäten gesehen werden, zunächst keine weiteren Standortschließungen vor. Durch die Einführung der Gemeinschaftsschule kommt es aber zu einer Verdrängung im Real- und Hauptschulbereich. Diese ist politisch gewollt.

Dies bedeutet die Schließung der Levi-Strauss-Schule zum nächsten Schuljahr. In die Räumlichkeiten in der Köllnischen Vorstadt soll stattdessen die Schule an der Dahme aus Grünau, dort bisher Hauptschule, künftig als integrierte Haupt- und Realschule, ziehen. Die Räume in Grünau gehen an die Grundschule zum Aufbau einer Oberstufe für eine Gemeinschaftsschule. In Abhängigkeit des Anmeldeverhaltens steht für das Schuljahr 2009/2010 eine weitere Realschulschließung an.

Bisher galt die 9. Realschule in Bohnsdorf als gefährdet, weil das Bezirksamt hier keine siebten Klassen eingerichtet hatte. Der amtierende Schulleiter Ralph Kapsch hat auf einer Bürgerinnen- und Bürgerversammlung des Ortsvorstands DER LINKEN Ideen zur Entwicklung des Schulprogramms vorgestellt. So ist mit dem ins Auge gefassten Schulnamen Fritz Kühn ein künstlerisches Profil verbunden und zudem ein Förderschwerpunkt Lese-Rechtschreib-Schwäche vorgesehen. In einem gutsituierten, am Stadtrand gelegenen Ortsteil und einer verkehrsmäßig aus anderen Regionen nur suboptimal erreichbaren Lage des Schulgebäudes, ist aber selbst bei einer erfreulichen Bevölkerungsentwicklung in Bohnsdorf mit keiner rasanten Anstieg der Nachfrage nach einem Schulangebot zu rechnen, an dem kein Abitur erworben werden kann. Daher ist die von Kapsch angedeutete Idee einer Qualifizierung zur Gemeinschaftsschule eine Perspektive.

Bei den Gymnasien ist zum kommenden Schuljahr keine Veränderung beabsichtigt. Ob es hier zum Abbau von Kapazitäten kommt, soll in Würdigung des Anmeldungen später entschieden werden. Fraglich bleibt, ob es dem Montgolfiergymnasium trotz noch andauernder Bauarbeiten am Gebäude in Johannisthal gelingen wird, genügend Schülerinnen und Schüler zu werben. Die baulichen Maßnahmen sind aber über das Schuljahr hinaus ein Vorteil. Zumal es bisher Bezirksamtspolitik war, das Gymnasium bewusst als Hort von Geist, Demokratie und Antifaschismus in einem nicht unproblematischen Ortsteil zu erhalten.

Der Müggelschlößchengrundschule im Allendeviertel droht bei wenigen Anmeldungen, ebenso wie der Grundschule am Wasserturm in Altglienicke bei eventueller Auslagerung einer eigenständigen Sonderschule, die Degradierung zur Filiale benachbarter Grundschulen. Als Gemeinschaftsschule sind neben der Grünauer Grundschule auch die Anna-Seghers-Gesamtschule in Adlershof und als Verbund die Sophie-Brahe-Realschule mit der Grundschule am Heidekampgraben in Plänterwald bei der Senatsverwaltung angemeldet.

Die Linksfraktion in der BVV wird voraussichtlich im März eine öffentliche Fraktionssitzung zu dieser Thematik durchführen.

Philipp Wohlfeil