Ost-Kulturräume? Zur Zukunft der DDR-Garagen
Am Vorabend des Jahrestags der sogenannten „Deutschen Einheit“ lud Katalin Gennburg, Mitglied des Berliner Abgeordnetenhauses für den Treptower Norden, gemeinsam mit der Hellen Panke e.V. zu einer Diskussion über das kulturelle Erbe der DDR-Garagen ein. Die Veranstaltung beleuchtete die besondere Rolle der ostdeutschen Garagen, die mehr als nur Autostellplätze sind und waren. Sie dienten als soziale Treffpunkte, verlängertes Wohnzimmer, Ort für Gemeinschaft, für Austausch und Selbermachen. Damit symbolisieren sie bis heute ein Stück Alltagskultur, das vielerorts vom Abriss bedroht ist.
Diskutiert wurde mit Martin Maleschka (Fotograf der Ausstellung „Garagenland“), Agnieszka Kubicka-Dzieduszycka (Kuratorin des Projekts #3000 Garagen der Kulturhauptstadt Chemnitz 2025), Jens Casper (Mitautor des „Garagenmanifests“) und Lena Fries (Historikerin und Vorstandsmitglied der Linken in Treptow-Köpenick) sowie zahlreichen Gästen. Die Redner*innen stellten ihre Projekte vor und betonten die soziale und identitätsstiftende Bedeutung der Garagen, die auch in Treptow vielerorts abgerissen werden sollen.
Auch auf der politischen Ebene wurde in der Diskussion deutlich, dass Berlin die emotionale und soziale Relevanz dieser Garagen zu wenig anerkennt, geschweige denn die Garagenbesitzer*innen am Umgang mit den Flächen beteiligt, wodurch sich die Abwertungserfahrungen der Menschen aus der Nachwendezeit wiederholen. Im Gegensatz dazu zeigen Städte wie Chemnitz und Potsdam durch ihre Garagenstandortkonzepte, dass Beteiligung und Planungssicherheit für Garagenbesitzer*innen möglich sind. Einen Antrag für ein solches Konzept wird auch die Berliner Linke in das
Abgeordnetenhaus einbringen. Dasselbe fordert der Interessenverband VDGN für Berlin, war jedoch merkwürdigerweise auf eigenen Wunsch nicht bei der Veranstaltung vertreten.
Als Fazit plädierten die Teilnehmenden dafür, die Garagen als kulturelles Erbe anzuerkennen und mit den Menschen vor Ort transparente Konzepte zu entwickeln, die den Garagenbesitzer*innen sowie den Nachbarschaften Mitsprache ermöglicht.
Dieser Artikel stammt aus dem blättchen vom November 2024. Die Zeitungen des Bezirksvorstandes und der Fraktion können hier runtergeladen werden. Beide Zeitungen gibt es auch als kostenloses Abo.